Schmucklose Powerpoints? Trockene Fakten auf grauen Handouts? Das ist Politik von gestern! Anträge im Stadtrat stellen Jugendliche heute per Kampagnen-Video: So etwa beim Ausschuss für Schule und Sport, der am 07.06.2023 im Chemnitzer Rathaus tagte. Unterstützt wurden die jungen Medienschaffenden von der Chemnitzer Filmwerkstatt. "Dieses wichtige Thema habt ihr total unterhaltsam und eindrucksvoll rübergebracht", lobte Ralph Burghart (CDU), Bürgermeister für Personal, Finanzen und Bildung die MacherInnen des vierminütigen Films.
Doch ganz von vorne: Müll trennt man überall. Das ist nicht schwer und hilft der Umwelt. Warum also nicht auch an Chemnitzer Schulen, wo beinahe alles in einem Eimer landet? Das dachten sich jedenfalls knapp ein Dutzend Jugendliche von der Unteren Luisenschule und der Diesterweg-Oberschule. Schon lange existieren dort Umweltgruppen, die sich in ihrer Freizeit weit über das letzte Schulklingeln hinaus für eine nachhaltige Lernwelt einsetzen. Das Ziel des Clips: In aller Kürze das Problem erklären, das Publikum überzeugen - und dabei nicht langweilen.
Von der Idee bis hin zur Postproduktion haben die SchülerInnen beinahe alle Arbeiten am Film unter Anleitung selbst übernommen. "Wir haben die gute Sache mit einem Filmemacher-Crashkurs verbunden. Mit so ambitionierten und lernwilligen jungen Leuten macht das natürlich besonders Spaß", sagt Sebastian Steger, Medienpädagoge der Chemnitzer Filmwerkstatt. Die Kinderbeauftragte der Stadt Chemnitz, Ute Spindler, hatte zuvor alle Akteure zusammengeführt. Dann wurde zwei Tage lang gedreht, danach waren noch einige Stunden Schnittarbeit nötig.
Das Engagement hat sich gelohnt: Die Stadträte zeigten sich überrascht und beeindruckt. "Mülltrennung im Klassenzimmer sollte einfach normal sein", findet auch Solveig Kempe (CDU). Dass dem Antrag auf ein flächendeckendes Trennungssystem in Chemnitzer Schulen auf der Stadtratsitzung am 28.06.2023 final stattgegeben wird, gilt nun als sehr wahrscheinlich.
Zum Beitrag der Freien Presse vom 19.06.2023